Relevanz, bitte!

Religion im Kino. Da denken viele vermutlich an kleine Programmkinos und Nischenfilme, aber nicht an die großen Blockbuster. Tatsächlich aber strotzen gerade die millionenschwere Streifen oft vor religiöser Semantik. So etwa die Filmreihen Star Wars oder Matrix, die Millionen Menschen in die Kinos lockten. Kathedralenartige Bauten und priesterliche Gewänder beherrschen die Szenerie, messianische Helden und biblische Zitate bestimmen die Handlung.

 

Was für das Kino gilt, lässt sich auch bei anderen Medien aufzeigen: Als das Unfassbare, das Mystische hat Religion weiterhin Konjunktur. Das mag keine neue Erkenntnis sein. Irritierend dabei erscheint jedoch, dass religiöse Zitate und selbst biblische Verweise inzwischen in der Mediengesellschaft ohne Verweis auf kirchliche beziehungsweise institutionelle Träger und Tradierungsformen auszukommen scheinen.

Irritieren mag aber noch ein Weiteres: So zeigen die Erfahrungen kirchlicher Medienmacher, dass die eigenen Produkte – Zeitschriften, Kirchenzeitungen, Websites – immer mehr zu internen Medien werden, gelesen von einem schrumpfenden Kreis kirchlich sozialisierter und engagierter Christen. Man muss daher die Frage zulassen: Hört man uns „da draußen“ noch? Blicken wir nicht oft in verständnislose Gesichter, wenn wir von kirchlichen Belangen oder Glaubensfragen sprechen? Haben wir mit unserer Botschaft noch Relevanz? Oder drohen wir in unserem eigenen Wortreichtum zu verstummen?

Gefördert wird dies durch ein Missverständnis: So versteht Kirche Medien vor allem als Instrument zum Zweck der Evangelisierung, nicht aber als Ort des eigenen Zuhörens und Lernens. Dabei kann auch die mediale Öffentlichkeit zu einem Ort theologischer Erkenntnis werden, zu einem Ort, wo sich der Sensus fidelium, der Glaubenssinn des Volkes Gottes, artikuliert – auch wenn dies manchmal noch so chiffriert geschieht.

Das Kino-Beispiel zeigt auch: Die säkulare Gesellschaft bedient sich kunstvoll religiöser Sprachspiele und übersetzt diese so, dass selbst areligiöse Menschen deren Gehalt zumindest erahnen können. Kirchliche Kommunikation scheitert nicht selten an dieser Übersetzungsleistung, die doch ihr zentrales Geschäft sein müsste. Schließlich hat die Kirche per se einen Öffentlichkeitsauftrag: Coram deo, coram publico. Vor dem Angesicht Gottes bedeutet vor dem Angesicht der Öffentlichkeit. Anders gesagt: Die biblische Botschaft ist ein Menschheitsthema − oder sie ist kein Thema. Wer daran zweifelt, der sollte einmal wieder ins Kino gehen.

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