Was rechtfertigt heute noch universitäre Theologie?

An der Universität Wien findet in diesen Tagen ein Kongress aus Anlass des 50-Jahr-Jubiläums des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) statt. Viel Prominenz gibt sich dort ein Stelldichein - von Peter Hünermann über Thomas Söding, Eberhard Schockenhoff, Helmut Hoping bis hin zu zahlreichen Wiener Theologen. Titel und Intention zugleich: "Erinnerung an die Zukunft". Die Fahrtrichtung lautet also: Zukunftfsfähigkeit der Kirche hängt an ihrer Fähigkeit, die Weichenstellungen des Konzils neu zu lesen, zu verheutigen, kurz: Zukunft ergibt sich aus einer Relecture des Konzils.

Brav und in aufrichtiger Gelehrtheit arbeiten sich die Referenten an den Konzilsdokumenten ab, zeigen auf nicht ausgeschöpfte Potenziale, etwa in Fragen der Liturgiereform. Dennoch bleibt ein schaler Beigeschmack. Wenn man nun die Beiträge des Kongresses verfolgt (dankenswerter Weise ist das via livestream möglich), stellt sich unweigerlich die Frage, wie die Theologie bei soviel selbstreferntiellem Sich-selbst-Meditieren sich dauerhaft tatsächlich als universitäre Wissenschaft rechtfertigen will.

 

Gewiss, es gibt die Sozialethik, die sich ernsthaft um den Dialog mit "der Gesellschaft" bemüht, es gibt - wenn auch nur mehr in Resten - die Politische Theologie, die den nachmetaphysischen Bruch und die damit einhergehende Wende zur Geschichtlichkeit ernst nimmt, aber sonst? Wer einmal einen Fundamentaltheologen-Kongress besucht hat, der hat danach das dringende Bedürfnis nach viel, viel Weltlichkeit - etwa in Form eines ausgiebigen Kneipenbesuchs... Denn so viel spekulative Theologie hält man kaum aus.

 

Als (noch) junger Theologe frage ich mich daher: Waren wir nicht schon einmal weiter? Warum nur lese ich - als Theologe - lieber etwa theologisch sensible Sozialphilosophen als aktuelle Theologen...?

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