Mit Kopfhörern auf dem Boden liegen und Sounds legendärer Bowlingspiele hören. In Plastikschlapfen und Bademantel vor dem Kühlregal im Supermarkt stehen und Milchtüten verkosten. Umgeben von Kerzen in der Badewanne liegen und entspannt einen Joint rauchen...
Mit Kopfhörern auf dem Boden liegen und Sounds legendärer Bowlingspiele hören. In Plastikschlapfen und Bademantel vor dem Kühlregal im Supermarkt stehen und Milchtüten verkosten. Umgeben von
Kerzen in der Badewanne liegen und entspannt einen Joint rauchen. Keine Sorge, das sind keine Beschreibungen meiner Formen gezielter Entspannung, sondern
es sind Szenen aus dem wohl lässig-gelassensten Film der letzten Jahrzehnte: „The Big Lebowski“. Während um den „Dude“ herum das Mantra des amerikanischen Traumes – das Schneller-Höher-Weiter
– exerziert wird, macht er stets genau das Gegenteil. Er lebt eine
Gelassenheit, die uns heute fremd ist, ja, die wir uns vielleicht schlichtweg nicht
mehr leisten können. Es brennt an allen Enden. Kriege, Krisen und Katastrophen sorgen für ein Gefühl dauernder Alarmbereitschaft und Überforderung. Es ist keine neoliberale Agenda, die uns
vorantreibt, sondern deren Folgen: die pure Notwendigkeit, zu retten, was zu retten ist.
"Gott ist nicht der große Bewahrer,
sondern ein Veränderer.
Nachfolge geht daher nicht ohne das
Zusammenbringen beider Pole,
nicht ohne engagierte Gelassenheit."
Stopp, werden Sie da zu Recht rufen. Das hält kein Mensch aus, das ist eine Überforderung.
Stimmt, aber angesichts so großer Dinge wie der Klimakatastrophe oder dem plötzlichen Wiederaufflammen von Krieg in unserer Nachbarschaft scheint Zuversicht doch eher einem Mangel an
Information zu entspringen, als einen wirklichen Sitz im Leben zu haben. Hoffnung im Übrigen meint etwas anderes. Hoffnung – christlich-biblisch verstanden – stellt sich
ein im Tun, im Handeln wider alle Wahrscheinlichkeit, in der Trauer über Verluste.
Auch wenn alles im Wandel begriffen ist: Tu, was du nicht ändern kannst!
Wie also noch Gelassenheit üben? Einen Fingerzeig bietet das berühmte, zum Kirchenlied
geronnene Gedicht „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ von Dietrich
Bonhoeffer. In höchster Bedrängnis der Nazi-Haft und zugleich in höchstem,
umstürzlerischen Engagement dichtete er aus dem Kerker heraus diese Zeilen. Einem
verzweifelten Ruf gleich. Und doch mehr als das, atmen sie doch die Gewissheit, dass
Gott es sein wird, der – bar aller Evidenz – durch das Tun der Gerechten, des Guten
die Dinge wenden wird. Gott nicht als großer Bewahrer, sondern als engagierter Veränderer.
Nachfolge aus diesem Verständnis heraus geht nicht ohne das Zusammenbringen
beider Pole, nicht ohne engagierte Gelassenheit. Aus diesem Gefühl heraus ergibt sich dann vielleicht auch einmal ein Moment der Muße, um in der Badewanne entspannt zu rauchen.
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