Eine unglaubliche Geschichte

"Im Anfang war das Wort…" Damit beginnt im Johannesevangelium die wohl unglaublichste Geschichte der Welt, die zugleich eine himmlische Geschichte ist.

Foto:  Markus Spiske raumrot.com / CCO / pexels.com
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"Im Anfang war das Wort…" Damit beginnt im Johannesevangelium die wohl unglaublichste Geschichte der Welt, die zugleich eine himmlische Geschichte ist. Unglaublich, weil dem Wort eine schöpferische Kraft zugesprochen wird, die man ihm im heutigen politisch-medialen Einheitsgebrabbel kaum mehr zutraut. Unglaublich auch, weil diese Geschichte, die bei Johannes so philosophisch beginnt, bei Matthäus und Lukas eine unerwartete Erdung erfährt: Gottes Reich kommt nicht in politischen Umbrüchen, nicht im Sturm der Geschichte, sondern im Kleinen, im Antlitz eines Neugeborenen.

 

"Im Anfang war das Wort …" - So wunderbar sich der Anfang des Anfangs bei Johannes auch liest, so sehr atmet er die Schwere der griechischen Philosophie. Leichtfüßig, geradezu kindlich dagegen Lukas: "In jenen Tagen erließ Kaiser Augustus den Befehl, alle Bewohner des Reiches in Steuerlisten einzutragen." Gottes Geschichte ist die Geschichte konkreter Menschen in einer konkreten Zeit. Gottes Wort schwebt nicht über der Welt, es wird in ihr aus Kindermund herausgeschrien. Herbeigesehnt wird diese Geschichte Gottes seit alttestamentlicher Zeit. Dennoch kam sie überraschend, unerwartet anders.

 

Gottes Geschichte ist die Geschichte konkreter Menschen in einer konkreten Zeit. Gottes Wort schwebt nicht über der Welt, es wird in ihr aus Kindermund herausgeschrien.


Es ist diese Spannung zwischen den Evangelien, die die Geschichte so einzigartig und so wahr macht. Die Spannung aufzulösen bedeutet, ihr den Stachel zu ziehen. Ihr Stachel ist ihr weltumgreifendes, ihr universales Moment. Es besagt: Was sich dort in Judäa, am Rande des römischen Imperiums, vor über 2.000 Jahren ereignet hat, hat Relevanz auch für heute, für alle.

"Ich glaube, auf dass ich lebe!", schrieb vor über 70 Jahren der russische Religionsphilosoph Leo Schestow. Er wandte sich damit provokant gegen all jene, die sich zu sehr auf die Seite philosophischer Welteinsicht geschlagen haben, die Glauben, Wahrheit und Wissen zur absoluten Melange verschmolzen sahen. Glauben, das war für Schestow dagegen jene erdige Mischung aus Schmerz und Lachen, Kummer und Freude. Wer in dieser Geschichte des Menschen das Bekenntnis zu Gott sprechen kann, der erwartet das Unerwartete, den Anbruch der Geschichte Gottes mit dem Menschen.

"Es begab sich aber zu der Zeit …" So beginnt die Weihnachtsgeschichte in der Luther-Übersetzung. Es kann uns nicht egal sein, was sich damals begeben hat.

 

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